Traumberuf Parkwächter

Mit Reto Strimer im Schweizerischen Nationalpark

Parkwächter im Schweizerischen Nationalpark.
Mit seinem Gründungsjahr 1914 ist der Schweizerische Nationalpark der älteste Nationalpark der Alpen. Seit 1979 ist er ein UNESCO-Biosphärenreservat. Über 170 Quadratkilometer strengstens geschützter Natur bieten 29 Tier- und rund 200 Pflanzenarten einen Lebensraum, sowie einer besonderen Berufsgattung einen Arbeitsplatz: Dem Parkwächter. Wir verbringen einen Tag mit Reto Strimer im Val Mingèr.
Parkwächter im Nationalpark

Tagwache im Val Mingèr

Der Tag beginnt früh. Noch vor Sonnenaufgang starten wir in Scuol mit Reto Strimer aus Ardez in einen zehnstündigen Arbeitstag in seinem Traumberuf. Sein Arbeitsplatz heute ist das beliebte Val Mingèr im Unterengadin. Mit wetterfester Kleidung, stabilen Bergschuhen und einem schweren Rucksack treffen wir ihn am Eingang ins wildreiche Seitental des berühmten Val S-charl bei Scuol. Gelbe Pfosten markieren die Talgrenze in der Landschaft. Wir gehen an ihnen vorbei und treten ein in die strengst geschützte Natur des einzigen Nationalparks der Schweiz.

Informationstafel im Schweizerischen Nationalpark.

Schutz, Forschung & Information

Im 1914 gegründeten Park  wird primär geschützt, geforscht und informiert. Dabei geht es immer um die Frage, wie sich die Natur entwickelt, wenn man sie komplett dem menschlichen Einfluss entzieht. Strenge Regeln und hohe Bussen dienen dem Schutz des Parks während eine 15-köpfige Forschungskomission der zweiten Aufgabe nachkommt. Für die Information sorgt letztlich das grosse Besucherzentrum in Zernez, eine kleinere Ausstellung in S-charl und die markierten Wanderwege: 21 verschiedene Routen führen durch den Park. Insgesamt sind dies 80 Kilometer Wanderwege, die dem Besucher die faszinierende Natur näher bringen – oder umgekehrt. Ein Parkwächter wie Reto Strimer leistet Arbeit in allen drei Aufgabenbereichen des Parks: Dem Schutz, der Forschung und der Information.

Wege dürfen nicht verlassen werden im Nationalpark

Sieben Regeln

Wer wie wir den Schweizerischen Nationalpark betritt, muss sieben verschiedene Regeln befolgen. So darf man beispielsweise die markierten Wanderwege nicht verlassen, keinerlei Abfälle liegen lassen, aber auch nichts aus dem Park mitnehmen. Darüber hinaus - erklärt uns Reto Strimer - gibt es ein Verbot für Hunde, Mountainbikes, ein Feuerverbot, eine Wintersperre, ein Bade- sowie ein Übernachtungsverbot im Park.  Diese Regeln sind auf allen Kommunikationsmitteln des Nationalparks zu finden und an den Wanderwegen auf Schildern angebracht.

Wandern im Val Mingèr, Schweizerischer Nationalpark
Wandern durch das Val Mingèr im Schweizerischen Nationalpark

Minimaler Eingriff

Die strengen Auflagen dienen dem obersten Ziel, die Natur vor menschlichem Einfluss zu bewahren. Und sie werden durchgesetzt: Wenn sich jemand nicht an diese Regeln hält dürfen die Parkwächter in der Kompetenz des Bundes eine Busse ausstellen – auch Reto Strimer. Meist jedoch sind es die Parkwächter selbst, die in die Natur eingreifen. Sie räumen unbegehbare Wege frei, erlegen in Ausnahmefällen krankes oder während der Hochjagd angeschossenes Wild oder verlassen den Weg zu Forschungs-, Kontroll- und Überwachungszwecken.

Parkwächter sorgen für Ordnung im Nationalpark

Scharfe Sinne

Noch bevor die Sonne über die Berggipfel im Osten ragt, horcht Reto Strimer plötzlich auf. „Habt Ihr das gehört? Das war eine Haubenmeise“. Erstaunt sehen wir uns an – wir haben das Zwitschern kaum wahrgenommen, während er die identifizierte Vogelart und die Uhrzeit schon in sein Tagebuch notiert. Dieser Notiz werden bis zum Abend noch viele weitere Folgen. Denn der Parkwächter muss aufmerksam den Tierbestand beobachten und jedes wahrgenommene Tier minutiös dokumentieren. Gut und wichtig ist es darum, dass Reto Strimer auch ausgebildeter Feldornithologe ist und Vögel dadurch fast schon beiläufig erkennt, ohne sich von anderen Aufgaben ablenken zu lassen.

Parkwächter im Nationalpark

Wie wird man Parkwächter

Sieben Personen üben heute den Beruf des Parkwächters im Schweizerischen Nationalpark aus. Jeder von Ihnen verfügt über eine abgeschlossene Lehre. Zudem hat jeder Parkwächter auch die Jagdprüfung sowie die Ausbildung zum Wildhüter erfolgreich absolviert. Die Freude an der Natur ist eine weitere Voraussetzung,  genauso wie eine gute Ausdauer, denn im Sommer sind Parkwächter gern auch von Sonnenaufgang bis Sonnuntergang durchgehende unterwegs – wohlgemerkt zu Fuss und in unwegsamem Gelände. Den Rucksack mit Feldstecher, Fernrohr, einer Apotheke, allerlei Dokumenten und Notizmaterial, einem Laptop und der Zwischenverpflegung könnten wir als Ungeübte wohl nicht so lange tragen.

Essen auf Margunet

Faszination Nationalpark

Immer wieder kommt der Rucksack zum Einsatz. Als wir beim Rastplatz nach Wild Ausschau halten, fragen wir Herrn Strimer nach seinem Lieblingstier: Ohne zu zögern nennt der Parkwächter die Gämse und ergänzt, dass dies die einzige Wildart sei, die nie ausgestorben war und wieder angesiedelt werden musste. Dann führt er fort „da muss ich euch das mit der Tante erzählen.“ Er beobachtete einmal wie eine weibliche Gämse ein fremdes Kitz aufnahm, nachdem die Mutter des kleinen im Winter verendete. Als die Fachleute die Tiere später markierten stellten Sie bei der anschliessenden Blut-Analyse fest, dass sie beiden Mütter Schwestern waren und das verwaiste Kitz so bei seiner Tante landete.

Es sind wohl solche berührenden Erlebnisse und Begegnungen, die seine Aufgabe trotz Bussen, müden Beinen, frühem Aufstehen und gelegentlichem Regen zum Traumberuf machen.

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